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Geistliche Hausapotheke

03.06.2021

"Wess' Brot ich ess', dess' Lied ich sing'."

Gabentisch beim Fronleichnamsgottesdienst des Pfarrverbands 2018 in Stein

Zum Fest Fronleichnam fällt mir das Sprichwort ein: "Wess' Brot ich ess', dess' Lied ich sing'". Es weist hin auf eine gewisse Abhängigkeit: Ich bin an meinen Brötchengeber gebunden. Ich muss seine Meinung vertreten, ob sie mir gefällt oder nicht. Ich kann nicht frei sagen, was ich denke.

Im Blick auf das Fronleichnamsfest bekommt dieser Satz "Wess' Brot ich ess', dess' Lied ich sing'" jedoch einen positiven Klang! Wenn wir auf den „Brotgeber“ Christus in der Monstranz schauen, dann wissen wir: Er will nicht unsere Abhängigkeit. Er möchte für uns das Brot des Lebens sein. Ihm liegt es nicht daran, von uns etwas zu haben, sondern an unserer Teilhabe an seinem Leben in Fülle. An einem Leben mit Hoffnung, mit Freude, in Geborgenheit. Wer wünscht sich das nicht?

Dem, der nach Geborgenheit hungert, sagt Jesus: „Ich bin der gute Hirt“ - und verspricht damit, ihn auch in dunklen Schluchten des Lebens nicht im Stich zu lassen. Dem, der nicht mehr weiter weiß und nach einer neuen Lebensperspektive hungert, sagt er: „Ich bin das Licht“ - und macht diese Not zu einer hoffenden Not. Dem, der wissen möchte, welcher Weg zum wahren Leben führt, sagt er: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ - und gibt ihm damit eine Zusage, die hält, was sie verspricht.

Jesus Christus - das „Brot, von dem wir leben“ wird dieses Jahr wegen Corona nicht wie sonst üblich in einer Prozession mit der Monstranz auch außerhalb des Kirchenraums gezeigt. Aber im Gottesdienst vergewissern wir uns dennoch neu des großartigen Brot-Gebers, der uns nicht nur in unserem Hunger nach Leben jetzt stärken will auf unserem Lebensweg, sondern darüber hinaus. Unsere Lebensreise soll ans Ziel der Ewigkeit kommen.

Für diese wunderbare Gabe gilt es an diesem Fest nicht zur zu danken und von ihr zu singen. Mit ihr kommt uns zugleich eine Aufgabe zu. Statt zu „Eigen-brötlern“ zu werden, die Jesus Christus nur für sich selbst empfangen, geht es vielmehr darum, dass wir in Wort und Tat wahr machen, was wir in einem Kirchenlied singen: „Als Brot für viele Menschen hat uns der Herr erwählt; wir leben für einander und nur die Liebe zählt.“

Alois Ehrl, DK i. R.