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Geistliche Hausapotheke

26.02.2023

Wüstenzeit ist Heilszeit!

Quelle: Pfarrbriefservice.de; Jim Wanderscheid

Die Wüste ist per se ein lebensbedrohlicher Ort: Hitze am Tag, klirrende Kälte in der Nacht, kein Brot, kein Wasser, kein Schattenspender, keine Zivilisation. Ein Mensch, der es wagt, sich über einen längeren Zeitraum dort aufzuhalten oder gar eine Wüste zu durchqueren, geht ein hohes Risiko ein.

Schon immer hat der Mensch die Wüste zurecht als Ort des Schreckens und der Bedrängnis wahrgenommen. Das wissen wir auch aus der Heiligen Schrift: Heute hören wir im Evangelium, dass Jesus in die Wüste geführt und in seiner Gottesbeziehung auf die Probe gestellt wird. Vielleicht geht es uns so maches Mal wie ihm. Zum Beispiel dann, wenn etwas Schlimmes in unserem Lebensumfeld passiert. Fragen wir uns dann nicht auch: Gott, wo warst du? Wie konntest du das zulassen? - Dies ist, ganz nebenbei, auch die Frage, die Jesus am Kreuz an seinen himmlischen Vater richtet.

Die Wüste kann symbolhaft für Tristesse und Hoffnungslosigkeit stehen. Doch es lohnt sich, die Wüste aus einer anderen Perspektive zu betrachten! Sie ist ein Ort, an dem der Mensch den Blick weit schweifen lassen und dem Lebenssinn in wohltuender Einsamkeit nachspüren kann.

Vor etwas weniger als einem Jahr machte ich mich auf nach Santiago de Compostela, der berühmten Pilgerstätte in Spanien. Auf dem Weg begegnete ich zahlreichen Menschen, die - wie ich - auf der Suche waren. Auf dem oftmals auch beschwerlichen Weg, der manchmal auch durch wüstenähnliche Landschaften führte, lernte ich die kleinen Dinge wieder mehr wertzustätzen: Der freundliche Gruß eines anderen Pilgers, die warme Dusche nach einem verregneten Tag, die Schönheit von Gottes Schöpfung, die uns allen jeden Tag geschenkt ist. Am wertvollsten war jedoch die Erfahrung, dass es sich lohnt, jeden Tag neu aufzubrechen in Gottes schützender Gegenwart.

Die Wüste kann ein Ort sein, an dem es uns gelingt, die Sinne zu schärfen und achtsam zu werden für das, was um uns herum passiert. Dazu möchte ich Sie besonders in der beginnenden Fastenzeit ermutigen! Vielleicht entdecken Sie dabei, dass die Wüstenzeit zur Heilszeit werden kann.

Gerne können Sie mir von Ihren Wüstenerfahrungen erzählen.

Ihr Pastoralassistent Samuel Schrollinger