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09.10.2022

Rätselhafte Schriften an der Wand und ein Geheimfach im Altar

Fotos: C. Alsleben und A. Knörr

"Wir werden Türen öffnen, Tischdecken hochheben, in Schubladen hineinspitzen, Treppen steigen!" - mit diesen Worten hatte Gemeindereferentin Irene Keil die Kommunionfamilien von St. Walburga am 9. Oktober zur "Kirchenforscher-Aktion" eingeladen. Es kamen 13 Kinder und etliche brachten Mama oder Papa, Oma oder Geschwister mit - und ein großes Interesse am Kirchenbau und seiner Einrichtung.

In Eibach lohnt es sich, mit dem Forschen draußen anzufangen, denn von einem bestimmten Standort aus hat man ZWEI Kirchen mit ZWEI Türmen im Blick: die 1910 erbaute Willibaldkirche, in der sich heute das Pfarrheim befindet, und ihre Nachfolgerin, die 1953 eingeweihte Walburgakirche. Beide Kirchenbauten waren eine Reaktion auf den großen Zuzug von katholischen Gläubigen in der Zeit der Industrialisierung bzw. nach dem 2. Weltkrieg.

Mit dem aus den Weg-Gottesdiensten bekannten Ritual "Die Tür geht auf - der Mund geht zu!" betraten die Kinder und Erwachsenen die Kirche und genossen für eine Minute die wohltuende Stille im Raum. Dann durften sich alle einmal um die eigene Achse drehen und den anderen etwas zeigen, das ihnen aufgefallen war oder zu dem sie eine Frage hatten: "Was ist das für eine Schrift da oben unter der Decke mit dem W und der Krone?" - "Mirabilis Deus in sanctis suis" - wir übersetzten so: "Wunderbar ist Gott - das sieht man an den Heiligen wie z.B. der Hl. Walburga!"     

In kleinen Gruppen machten sich die Kinder ans Zählen und Messen: "Wie groß ist der Abstand vom Kirchentor zur Altarstufe? Zähle die Bodenfliesen!" - "Wie breit ist die Eingangstür? Miss sie mit deinen Schuhen aus!" - "Wie viele Gebetbücher liegen zum Ausleihen bereit?" - "Wie viele weiße Kerzen siehst du, wie viele Sterne an der Kirchendecke?" Alle Ergebnisse wurden auf einem großen Plakat gesammelt.

Bei der zweiten Forschungsrunde erkundeten die Kinder und Erwachsenen vier wichtige liturgische Orte und erzählten jeweils den anderen Gruppen, was sie herausgefunden hatten über den Taufstein, den Ambo, den Altar und den Tabernakel. Beim Taufstein fällt ein Fisch, aus Buchstaben geformt, auf: ein altes Christuszeichen. Den Ambo, gekrönt mit dem auferstandenen Christus, fertigte der Eibacher Steinbildhauer Martin Lindner im Jahr 2011 als sein Meisterstück. Nicht nur die Kinder fanden es spannend, dass im Altar Reliquien verborgen sind und dass sie den Tabernakel ganz aus der Nähe anschauen durften!

In der Sakristei bestaunte die Gruppe verschiedenfarbige Priester- und Ministrantengewänder, die Lektionare und das Festevangeliar, das Vortragekreuz, aber auch so profane Dinge wie die Tontechnik und den großen Sicherungskasten. Ein Junge durfte per Knopfdruck die kleine Glocke anläuten - womit geklärt werden konnte, dass in St. Walburga niemand mehr am Seil ziehen muss, damit die Glocken zum Gottesdienst oder zum Gebet rufen!

Über die knarzende Treppe im Kirchturm gelangten die Kinder und ihre Begleitpersonen auf die Empore, wo Ausrangiertes (wie angeschlagene Heiligenfiguren) und Nützliches (wie die Sternsingergewänder) aufbewahrt wird. Von dort oben sieht man den Altarraum aus ungewohnter Perspektive.

Aus Zeitmangel vertagt werden musste die Besichtigung der Orgel und des Flügelaltars mit den Szenen aus dem Leben der Heiligen Walburga. Mit vielen neuen Eindrücken und "Expertenwissen" gingen die Kinder und Erwachsenen nach Hause.

Gemeindereferentin Irene Keil

PS: Auch in Maria am Hauch hat an diesem Nachmittag eine Kirchenforscheraktion unter Leitung von Religionslehrerin Gudrun Gärtner stattgefunden.