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02.07.2021

Maria, Joseph, Willibald und Walburga - ein klangvolles Quartett im Kirchturm

Foto: I. Keil

Foto: Pfarrarchiv St. Walburga

Weitere Fotos: Th. Winkelbauer

Walburgisglocke

Eine umfassende Kulturgeschichte der Glocken präsentierte Thomas Winkelbauer, der Glockensachverständige des Bistums Eichstätt, am 1. Juli etwa 40 Interessierten in Eibach. Allgemeine Informationen und ganz konkrete Einzelheiten zum Geläut der Pfarrkirche St. Walburga waren eingebunden in einen Vespergottesdienst zu Ehren der Bistums- und Pfarrpartonin mit Psalmengebet, Schriftlesung und Fürbitten. 

Das Eibacher Geläut hat eine wechselvolle Geschichte. Beim Bau der Willibaldskirche im Jahr 1910 wurden zwei Glocken geweiht und in den Turm gehoben. Nur die größere dieser Glocken hat den 1. Weltkrieg überstanden, die kleinere musste abgeliefert werden ans Reichskriegsministerium. 1923 wurde wieder eine zweite Glocke ergänzt.

Im 2. Weltkrieg ging die größere Glocke zum Einschmelzen - nicht wie vom Propagangaministerium vorgeschoben wegen Materialmangels, denn die verwendete Bronze war für die Herstellung von Waffen nicht geeignet. Die Absicht dahinter war, die Stimme der Kirche zu schwächen, wie aus einem Zitat von Joseph Goebbels ersichtlich wird:  "Zehn Glocken in Deutschland reichen für den Endsieg!" - Über den Verbleib der kleineren Glocke ist nichts bekannt.

1957 wurden durch Friedrich Wilhelm Schilling in Heidelberg, einen Meister seines Fachs, vier Glocken für die 1953 eingeweihte Walburgakirche gegossen. Neben der Glockenzier und der Aufschrift tragen sie auch einen Besitzervermerk, eine sogar einen Stiftervermerk. Die Aufschrift ist interessanter Weise an einigen Glocken grammatikalisch fehlerhaft. Die deutsche Übersetzung gibt den beabsichtigten Sinn wieder.

  • Die Marienglocke (Ton f') 
    ø 1155 mm - 1008 kg - Bronze
    Aufschrift: + AVE MATER / REGINA CAELI / SALVS NOSTRA IN MANV TVA
    "Sei gegrüßt, Mutter, Königin des Himmels. Unser Heil liegt in deiner Hand."
     
  • Die Josephsglocke (Ton as')
    ø  963 mm - 585 kg - Bronze
    Aufschrift: + IPSE SALVVM FACIET POPVLVM SVVM A PACCATIS EORVM  (korrekt: A PECCATIS EORUM)
    "Er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen" (-> Mt 1,21)
     
  • Die Willibaldglocke (Ton b')
    ø 854 mm - 399 kg - Bronze
    Aufschrift: + RELIQVIMUS OMNIA ET SECVTI MANVS TE  (korrekt: SECUTI SUMUS TE)
    "Wir haben alles zurückgelassen und sind dir nachgefolgt" (-> Mt 19,27)
     
  • Die Walburgisglocke (Ton c'')
    ø 761 mm - 288 kg - Bronze
    Aufschrift: + EXITE OBVIAM SPONSA (korrekt: EXI OBVIAM SPONSA)
    "Braut, geh ihm entgegen! (in Anspielung auf das Evangelium von den zehn Jungfrauen: Mt 25,6)

Die Glocken wurden jeweils kurz vorgestellt und dann angeläutet. - Zur Lesung wurde ein Text aus dem 12. Korintherbrief vorgetragen: "...Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle..." Zu den Fürbitten wurden verschiedene Anliegen mit dem Läuten der Glocken verbunden.

Nach der Walburga-Litanei und dem Schlusssegen erklangen alle vier Glocken zusammen mit der Orgel.
Ein stimmungsvoller Auftakt für das 100-jährige Pfarrjubiläum!

Am Sonntag, 11. Juli, überträgt der Bayerische Rundfunk das „Zwölfuhrläutenaus St. Walburga. Die Sendung ist von 12 Uhr bis 12.03 Uhr auf Bayern 1 und BR Heimat zu hören sowie als Podcast im Internet abrufbar.

GR Irene Keil - mit herzlichem Dank an Kaplan Sebastian Braun, Herrieden, für die Überprüfung der lateinischen Aufschriften und die richtige Übersetzung!