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06.04.2021

Miteinander feiern - voneinander lernen

Fotos: R. Brand

Die Katholische Gehörlosengemeinde St. Jakobus Nürnberg, die seit Beginn der Pandemie in St. Waburga Eucharistie feiert, lud am Ostermontag die Kommunionfamilien zu einem inklusiven Gottesdienst ein. Die Buben und Mädchen durften diesen kurzweiligen, bewegten Gottesdienst auch mitgestalten. Pastoralreferent Johannes Kröner und Pater Gerhard Förtsch von der Katholischen Gehörlosenseelsorge hatten die Liturgie zusammen mit Gemeindereferentin Irene Keil vorbereitet. 

Zu Beginn wurden einige besondere Bräuche erklärt, durch die sich die Gottesdienste der Gehörlosengemeinde (kurz StJ) von denen der Gemeinde St. Walburga (StW) unterscheiden: 

  • Was in einem "normalen" Gottesdienst in StW gesungen/gesprochen wird, wird in der Gehörlosengemeinde StJ gebärdet, d.h. mit den Händen gesungen/gesprochen.
  • Das Gesprochene wird für die Mitglieder von StJ gebärdet. Für die Mitglieder von StW wird das Gebärdete in Worte übersetzt, "gevoict". Meist übernimmt das Pastoralreferent Kröner, der so zum "Bindeglied" zwischen den zwei Gemeinden wird.
  • Ein Gotteslob ist nicht nötig - die Lieder werden an die Wand projiziert. Außerdem werden die dazugehörigen Gebärden gezeigt.
  • Im Gottesdienst mit gehörlosen Menschen wird alles im Sitzen gebetet und gesungen, damit jederGottesdienstteilnehmer gute Sicht auf den Zelebranten, auf die anderen Sprecher und den Gebärdendolmetscher hat.
  • In StW wird bei dem Friedensgruß höflich genickt - in StJ fröhlich gewunken!
  • Zur Kommunion kommt man in StW normalerweise zum Altar. In StJ bleiben die Gläubigen an ihrem Platz und der Priester kommt zu ihnen.
  • Da es ein inklusiver Gottesdienstdienst ist, wird gebärdet und gesprochen. Bei einem Gottesdienst ausschließlich für gehörlose Menschen wird hingegen nur gebärdet.

Pater Gerhard begrüßte alle Gottesdienstbesucher und vor allem die Kommunionkinder, die alles gespannt beobachteten.

Nach dem Evangelium von der Begegnung der Jünger mit Jesus auf dem Weg nach Emmaus veranschaulichte Gemeindereferentin Keil die Erzählung mit Hilfe eines langen Tuches auf den Altarstufen, mit "Ortsschildern" und Symbolen: einem Kreuz, einer Bibel, Brot und Wein.

Die Mitfeiernden - besonders die Kinder und ihre Begleiterinnen - sollten überlegen, an welcher Stelle des Weges die Jünger eine Veränderung erfahren haben - wo Gott sie durch Jesus Christus berührte. Dorthin durften sie dann einen Tupfen aus Goldpapier legen. Das meiste Gold sammelte sich bei der Bibel - sie markiert, wo Jesus den Jüngern "den Sinn der Schrift erschloss" - und bei Brot und Wein: als Jesus mit den Jüngern das Brot brach und sie ihn daran erkannten. Mit einem goldenen Tupfen am Ambo und am Altar wurde den Mitfeiernden vor Augen geführt, dass Christus in jeder Eucharistiefeier den Gläubigen durch sein Wort und durch das Brotbrechen nahe kommt.  

Beide Gemeinden trugen Elemente bei: so gebärdeten je ein Mitglied von StJ das Evangelium und das Dankgebet. Eine Jugendliche und ein Mädchen aus StW trugen Lesung und Fürbitten vor. Zwei Kommunionkinder begleiteten das Evangelium mit Leuchtern. 

Am Ende des Gottesdienstes dankte Pater Gerhard den Kindern und wünschte ihnen eine schöne, feierliche Erstkommunion. Frau Keil lud die Mitfeiernden ein, ein Fläschchen mit Weihwasser als Geschenk der Pfarrei St. Walburga mit nach Hause zu nehmen sowie eine Postkarte, auf der das Originalmotiv der diesjährigen Osterkerze zu sehen ist.

Dieser besondere, bewegte Ostergottesdienst kam bei allen Mitfeiernden sehr gut an. Sicher wird es auch weitere Gottesdienste in dieser Art in St. Walburga geben.

Renate Brand