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07.04.2024

Wunden - ein Weg zur Gotteserfahrung

Bild: Friedbert Simon, in: Pfarrbriefservice.de

Vom christlichen Literaten und Philosophen Blaise Pascal wird erzählt, dass ihm von der kirchlichen Obrigkeit für eine gewisse Zeit verboten wurde, die Kommunion zu empfangen, weil sie seine Rechtgläubigkeit anzweifelte. Da begann er in seinem Haus, einen Kranken zu pflegen, damit er auf diese Weise wieder Christus begegnen und seinen Leib berühren kann.

Diese Erzählung führt hin zum Apostel Thomas, der mir an diesem 2. Ostersonntag im Evangelium begegnet. Er bezweifelt die Auferstehung Christi, von der ihm seine Mitjünger berichten. Durch die Berührung der Wunden Jesu wird er frei von seinen Zweifeln. Erschüttert bekennt er danach seinen Glauben an die Gegenwart des Auferstandenen mit den Worten: „Mein Herr und mein Gott.“

Öffnet Thomas durch seine Gotteserfahrung nicht auch mir die Tür zur Begegnung mit dem sich in Christus offenbarenden Gott, wenn mir Zweifel an seiner Gegenwart kommen? Sollte ich Gott nicht erfahren in Gottesdiensten, in der Verkündigung des Glaubens oder in der Gemeinschaft der Gläubigen, dann gibt es die andere Möglichkeit, IHM dort zu begegnen, wo Menschen leiden, sozusagen in ihren Wunden. Ich kenne doch das Wort Jesu: „Was immer ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“( Mt 25,40).

Selbst wenn ich nicht immer die Last brennender Fragen an Gott abwerfen kann, darf ich mich darauf verlassen: Er übersieht nicht die menschlichen Wunden, die das Leben manchmal zufügt. Er bleibt immer – das hat er an seinem gekreuzigten und auferstandenen Sohn gezeigt – ein mitfühlender, mitleidender und rettender Gott.

Alois Ehrl, DK. i. R.