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05.05.2024

TÄTER gesucht!

Bild: stocksnap/pixabay in: Pfarrbriefservice.de

Wenn jemand Täter sucht, jagt er in aller Regel einem Verbrecher hinterher. Das Wort „Täter“ ist bei uns mittlerweile negativ besetzt. Warum? Vom Wort her besagt es ja letztlich nur, dass jemand etwas tut.

"Das ist ein Mann der Tat", hat man früher gesagt. Ein Satz, den heute kaum noch jemand verwendet. Und den Ausdruck "Frau der Tat" habe ich noch nicht gehört. Tatkräftig sagt man noch. Und dieser Begriff klingt auch noch positiv. Hier schwingt mit, dass es auf Taten ankommt. Es braucht Täter, damit sich etwas tut, damit tatsächlich auch etwas getan wird.

Jesus sucht Täter: Menschen, die den Willen seines Vaters tun. Denn seine Aufforderung: "Liebt einander!" hat wenig mit Gefühlen zu tun und schon gar nichts mit Gefühlsduselei. Es geht um ganz konkretes Tun.

Christen soll man daran erkennen, dass sie Gottes Willen in die Tat umsetzen. Es ist Jesus daran gelegen, dass der Wille des Vaters auch in unserem ganzen Leben konkret getan wird. Deshalb ist Christsein immer auch politisch. Das haben wir in den zurückliegenden Jahrzehnten vielleicht etwas zu stark vergessen. Wir haben darauf vertraut, dass die Politik und ihre Parteien es schon richten werden, dass das mit unseren Gesetzen und unserem Staat schon irgendwie in Ordnung sein wird. Und wir sind in der Vergangenheit ja auch gar nicht einmal schlecht damit gefahren. Aber in den letzten Jahren haben uns manche Beispiele in Europa - und anderswo auf dieser Welt - recht deutlich gezeigt, dass sich so etwas ganz schnell ändern kann. Viel schneller als manche es dann tatsächlich wahrhaben wollen. Und auch bei uns gibt es ja schon so manches, was mit dem Willen Jesu und der Liebe zum Nächsten kaum noch etwas zu tun hat!

Ich kann nur den Kopf schütteln, wenn Menschen sagen: Muslime würden ihren Glauben über den Staat stellen und dem Koran mehr gehorchen als bürgerlichen Gesetzen. Ist das für einen Christen denn so viel anders? Auch ich soll und will doch Gott mehr gehorchen als den Menschen.

Nun haben wir unseren gläubigen Vorfahren zu verdanken, dass unser Grundgesetz sehr viel von christlichen Grundsätzen enthält. Wenn dem aber nicht so wäre oder wenn die gar immer weiter ausgehöhlt werden, dann will auch ich da nicht schweigend zusehen, dann will ich sehr deutlich machen, dass Gott mehr zu gehorchen ist als den Menschen und all ihren Ordnungen.

Lassen wir nicht zu, dass zwielichtige Parteistrategen schon heute auf die Idee kommen, uns erklären zu wollen, was denn eigentlich wirklich christlich sei, und dass das Kreuz ja eher ein kulturelles Symbol und nicht ein wirklich religiöses Zeichen wäre.

Nehmen wir zur Kenntnis, dass unsere Politik schon vor längerer Zeit damit begonnen hat, ihre christlichen Wurzeln weit hinter sich zu lassen, und dass diejenigen, die am meisten vom christlichen Abendland sprechen, am wenigsten darauf hören, was Kirche an Grundsätzen glasklar formuliert.

Und welche Rolle spielen mittlerweile selbst unsere Kirchenräume, wenn eine Landesregierung ein Kirchenasyl mit Polizeigewalt beenden lässt? Jesus Christus hat bei uns schon lange nicht mehr das letzte Wort.

In der Bibel sind viele Gleichnisse, Bildreden und Worte von Jesus überliefert, in denen er von Gottes großer Liebe zu allen Menschen spricht. Jesus hat uns alles mitgeteilt, was er von Gott wusste. Dazu kamen aber auch seine Taten, sein Handeln, das seine Worte so glaubwürdig gemacht hat. Arbeiten auch wir an unserer Glaubwürdigkeit.

Christus will letztlich keine Kirche, die nur zur Ausschmückung gesellschaftlicher Feste taugt, wie die Garnitur auf einem schönen Gericht - nett anzuschauen, aber völlig überflüssig ist. Er sucht keine Gefühlsduselei. Dieser Christus, der heute davon spricht, dass es darum geht, seinen Geboten, seinem Willen, zu folgen - er sucht Täter dieses Willens.

Ich hoffe, dass ich immer einer von denen sein kann, die Christi Wegweisung an die erste Stelle setzen - und ich hoffe, ich bin nicht allein!

Ihr Ewald Scherr, Pfarrer i.R.